Wir hatten es schon befürchtet, jetzt ist es amtlich: Die Vorschule in ihrer bisherigen Form wird es in Sachsen zumindest im Schuljahr 2019/2020 nicht mehr geben. So zumindest deuten wir die Aussagen von Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) auf einer Veranstaltung vor ErzieherInnen, Lehrerinnen, Eltern und Stadträten in Limbach-Oberfrohna. Jan Hippold, CDU-Landtagsabgeordneter und CDU-Stadtrat in Limbach-Oberfrohna, hatte für gestern zu dieser Veranstaltung eingeladen. Nach Aussage des Kultusminister fehlen für die Vorschule schlicht und einfach die Lehrer.
Nach Einschätzung des Stadtelternrates Limbach-Oberfrohna e.V. arbeiteten Kitas und Grundschulen in der Stadt im Vorschulbereich bisher gut bis sehr gut zusammen. Die Klassenlehrer der neu zu bildenden ersten Klasse hospitierten in der Kita und die Kitagruppen waren zum Vorschulunterricht oder zu Vorschulnachmittagen in den Grundschulen zu Gast. Hatten Kinder in bestimmten Bereichen Nachholbedarf, dann wurden die Eltern darüber in einem Tür-und-Angel- oder einem Entwicklungsgespräch informiert. „Wir befürchten, dass das jetzt alles den Bach runtergeht“, sagt Christian Wobst, Vorsitzender des Stadtelternrates.
Kultusminister Christian Piwarz hofft nach eigener Aussage, dass die Zusammenarbeit zwischen Kitas und Schulen sich zumindest im ländlichen Raum wie bisher gestalten wird. Auf direkte Nachfrage von Christian Wobst versicherte Jan Hippold, dass er sich ein Bild von der aktuellen Situation in Limbach-Oberfrohna machen wolle. Anschließend solle geprüft werden, ob es eine lokale Lösung für auftauchende Probleme geben kann. Einig waren sich alle Anwesenden gestern übrigens darüber, dass die Kita den wichtigsten Grundstein für eine lebenslange Bildungsbiografie legt. „Mit den jetzt anstehenden Einschnitten in der Vorschule bekommt das Haus aber schon in der ersten Etage Risse“, so der Vorsitzende des Stadtelternrates. Er könne zwar den Kultusminister durchaus verstehen, dass in den Grundschulen vor dem Hintergrund des Lehrermangels zunächst der reguläre Unterricht abgedeckt werden muss. „Doch wenn die Vorschule stirbt, werden die Probleme ja nur nach hinten verlagert. Dort, wo bis zu diesem Schuljahr ErzieherInnen und LeherInnen gemeinsam agierten, stehen ab dem Schuljahr 2019/2020 die LehrerInnen alleine da. Wenn eine neue ersteKlasse sieben Wochen braucht, um sich zu finden, dann fallen im Prinzip ja auch sieben Wochen regulärer Unterricht aus“, so Christian Wobst. Für ihn sei das nicht hinnehmbar. Er verwies auf die Grundschule seiner Tochter, die gemeinsam mit der Kita eine sehr gute Vorschularbeit leiste. „Der Unterricht konnte am ersten Tag beginnen. So sollte es auch in Zukunft sein.“
Das Thema Vorschule beschäftigt den Stadtelternrat schon eine ganze Weile. Unter anderem auch bei der jüngsten Dialogveranstaltung im Projekt „Qualität vor Ort“. Sie wird auch am 25. September ein Thema bei der Mitgliederversammlung im Café „Wunderbar“ an der Hohensteiner Straße sein. Die Mitgliederversammlung beginnt 20 Uhr und steht allen an Bildung Interessierten offen.