Die 10. Elternschule des Stadtelternrates Limbach-Oberfrohna stand heute Abend unter dem Titel „Ich geh doch nicht mit jedem mit“. Den rund 70 Anwesenden erläuterte Kriminalhauptmeister Alexander Szelig von der Polizeidirektion Zwickau dabei in der Stadtkirche sehr anschaulich, wie sich ihre Kinder richtig verhalten, wenn sie von Fremden auf dem Schulweg angesprochen oder von Freunden und Bekannten in der Familie zu Handlungen aufgefordert werden, die sie nicht wollen.
Alexander Szelig spielte dabei mit den Eltern genau jenes Programm durch, das er und seine KollegInnen immer wieder auch in den Klassen 5 und 6 in Schulen des Landkreises realisieren. Der Stadtelternrat hatte den Kriminalhauptmeister eingeladen, nachdem Anfang des Jahres in den sozialen Netzwerken verstärkt Nachrichten auftauchten, die Eltern vor Unbekannten warnten, die Kinder auf dem Weg zur Schule ansprachen.
Zumindest in diesem Punkt konnte Alexander Szelig die Eltern beruhigen: Die Polizei nehme jeden Hinweis von Eltern und Schulleitungen ernst. Aber nicht jede Warnung, die in den sozialen Medien geteilt werde, habe auch eine reale Tat zum Hintergrund. Eltern sollten deshalb kritisch den Inhalt prüfen, bevor sie solche Nachrichten weiterverbreiten. Aktuell seien der Polizei in der Region keine Fälle bekannt, bei denen Unbekannte Kinder ansprechen. „Dass Kinder von Unbekannten angesprochen werden, passiert äußerst selten“, betonte der Kriminalhauptmeister immer wieder. Denn: „Bei sexueller Gewalt geschieht die Tat in 80 Prozent der Fälle durch einen bekannten Täter, also ein Familienmitglied, einen Freund oder Nachbarn, nur bei 20 Prozent der Fälle handelt es sich um den großen Unbekannten“, so Alexander Szelig.
Wenn es natürlich auch keine hundertprozentigen Schutz gebe, könnten Eltern einiges für die Sicherheit ihrer Kinder tun. Besonders wichtig sei ein gesundes Selbstbewusstsein. Das heißt, Kinder sollten auch gegenüber Erwachsenen in der Lage sein, deutlich zu äußern, wenn sie etwas nicht wollen. „Selbstbewusste Menschen werden weniger häufig Opfer einer Straftat als Gutgläubige“, sagte Alexander Szelig.
Speziellen Kampfkursangeboten für Kinder und der pausenlosen Überwachung der Mädchen und Jungen mit speziellen Trackern oder Handys steht er mit gemischten Gefühlen gegenüber. So habe es auch ein junger Kampfsportler schwer, sich gegenüber Erwachsenen zu wehren, während Handys zu Kontrollzwecken im Widerspruch dazu stehen können, Mädchen und Jungen zu selbstständigen und selbstbewussten Menschen zu erziehen.
Was aber kann helfen? Den Eltern gab Alexander Szelig ganz konkrete Tipps, die diese an ihre Kinder weitergegeben sollten.
1. Kinder sind selbstbewusst und können und sollen gegenüber bekannten und unbekannten Erwachsene NEIN sagen, wenn sie etwas nicht wollen. Das betreffe auch die Oma und/oder den Opa, der/die für ein Geschenk den x-ten Kurs von seinem ihrem Enkel haben möchten.
2. Kinder gehen immer den gleichen Schulweg. Den Nachmittag draußen verbringen sie gemeinsam mit ein oder zwei Freunden.
3. Kinder wissen, wie sie sich auf dem Schulweg in Gefahrensituation richtig verhalten. Sie weisen also den Menschen, der sie anspricht, so laut und deutlich darauf hin, dass sie etwas nicht wollen, dass im Zweifel auch Passanten oder Anwohner etwas davon mitbekommen. In einer Gefahrensituation rennen sie entgegengesetzt der Fahrtrichtung weg. Sie lassen im Notfall auch ihren Schulranzen stehen, um schneller rennen zu können. Sollte es vor einer Schule zu einer Ansprache von Unbekannten gekommen sein, könnten zum Beispiel die LehrerInnen das schnelle Abschnallen des Ranzen und das Wegrennen im Sportunterricht üben.
4. Kinder vertrauen ihren Eltern. In der Familie wird offen kommuniziert.
5. Kinder erzählen zu Hause den Eltern, wenn es auf dem Schulweg einen Vorfall gab. Die Eltern informieren darüber die Schulleitung und die Polizei.
6. Kinder erzählen ihren Eltern davon, wenn sich ein Erwachsener aus dem Bekannten- oder Freundeskreis ihnen gegenüber übergriffig verhalten hat.
7. Kinder wissen, dass sie sich bei einer ihnen unangenehmen Ansprache durch Unbekannte bei anderen Erwachsenen, wie zum Beispiel in einem Geschäft oder im Bad beim Schwimmmeister, Hilfe holen können.
8. Kinder haben die notwendige Medienkompetenz und kennen die Gefahren, die in den sozialen Medien und von Chats für sie ausgehen. Das betrifft auch dort insbesondere die Kontaktaufnahme durch Unbekannte.
„Wir freuen uns sehr über die gelungene Veranstaltung und den Zuspruch aus der Elternschaft“, sagte Lars Frischmann, der die Elternschulen im Stadtelternrat organisiert, nach der Veranstaltung.
Die 10. Auflage der Elternschule des Stadtelternrates Limbach-Oberfrohna e.V. wurde finanziell unterstützt durch die Partnerschaft für Demokratie innerhalb des Bundesprogramms „Demokratie leben“.