„Bildungsland Sachsen 2030“ heißt ein Projekt des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus (SMK), das heute in Chemnitz der breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Der Titel klingt gewaltig, aber um es vorwegzunehmen: Es geht vor allem um Schule. Die frühkindliche Bildung, die Hochschulen, die Weiterbildung oder gar das lebenslange Lernen spielen allenfalls am Rande eine Rolle. Das ist schade, aber dem Vernehmen nach der Komplexität des Themas geschuldet. Immerhin: Für die frühkindliche Bildung könnte es ein ähnliches Format abgespeckter Form geben.
Doch was steckt hinter dem Projekt „Bildungsland Sachsen 2030“? Nach Angaben des SMK haben in den vergangenen zwei Monaten 90 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kirchen, Schulpraxis und Kommunalebene 218 Empfehlungen für die Schule der Zukunft entwickelt. In fünf regionalen Bildungsforen sollen diese Maßnahmen nun diskutiert und einem Praxischeck unterzogen werden. Nach Angaben von Kultusminister Christian Piwarz (CDU) hatten sich 500 Menschen um eine Teilnahme an den Bildungsforen beworben, 200 wurden am Ende ausgelost. Mit dabei sind Eltern, Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Schulleitungen sowie Bürgerinnen und Bürger.
Der Rat der Expertinnen und Experten war in den vier Handlungsfeldern „Lernen“, „Steuerung“, „Infrastruktur“ und „Professionalisierung“ gefragt. Die meisten Empfehlungen gab es im Bereich „Lernen“.
Die Handlungsempfehlung 1.3. lautet zum Beispiel:
„Unterricht findet nach Biorhythmus statt.“
Das heißt ganz konkret: Der Unterricht in Sachsen soll später beginnen.
In der Handlungsempfehlung 6.1 findet sich dies:
„Es werden für alle Leistungen, die in der Schule abgefragt werden, transparente Bewertungskriterien erarbeitet, auf der Grundlage von Niveaustufen/ Anforderungsniveaus/ Standards für alle Fächer und Schulformen.“
Das heißt ganz konkret: Nach Empfehlung der Expertinnen und Experten soll zukünftig an den Schulen in Sachsen auf Noten verzichtet werden.
Auf der Webseite informiert das SMK umfassend zum Projekt und dessen Hintergründen. Demnach beauftragte Kultusminister Christian Piwarz (CDU) im Frühjahr 2019 eine Arbeitsgruppe mit der Erarbeitung eines Konzeptes zur langfristigen strategischen Weiterentwicklung der schulischen Bildung im Freistaat Sachsen. Die Arbeitsgruppe sollte „ohne Denkverbote“ Ideen entwickeln. Wichtig war dem Kultusminister eine „Evolution“ des sächsischen Bildungssystems
Christian Wobst, Vorsitzender des Stadtelternrates Limbach-Oberfrohna, kommentiert die Auftaktveranstaltung so: „Bei der Präsentation in Chemnitz wurde deutlich, dass es durchaus auch Stimmen gibt, die eine Revolution im sächsischen Bildungssystem erwarteten. Die Abschaffung der Schulnoten wäre eine solche und ich bin gespannt, ob sich diese Handlungsempfehlung im jetzt laufenden Diskussionsprozess durchsetzen kann. Sehr positiv betrachte ich die Tatsache, dass das SMK erstmals viele verschiedene Akteure auf dem Weg zu besserer Bildung in Sachsen mitnimmt – offensichtlich hat man sich auch unsere Kritik am Vorgehen im Kitabeirat zu Herzen genommen, wo von den berufenen Mitgliedern aus Kitas, von Trägern, Gewerkschaften und Elternvertretungen am Ende die Vorschläge der Expertinnen und Experten nur abgenickt werden konnten. Ich bin sehr gespannt, was der Prozess bringen wird. Dass die ersten Handlungsempfehlungen bereits im Frühjahr 2024 umgesetzt werden sollen, ist ein ambitioniertes Ziel und ich hoffe, dass Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Schulleitungen und Eltern, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im SMK und dem Landesamt für Schule und Bildung mental bereit sind für den Weg, den der Minister mit dem jetzt gestarteten Projekt aufzeigt.“