Bildungsbericht gibt Kultusminister einige Hausaufgaben

Titelblatt des Bildungsberichtes

Das Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation hat jetzt einen Bericht zur Bildungssituation in Sachsen veröffentlicht. „Im Vergleich mit den anderen Bundesländern ist Sachsen in vielen Bereichen des Bildungssystems gut positioniert, allerdings gilt es einige Aufgaben anzugehen, wenn man das Erreichte erhalten oder ausbauen möchte“, wird Professor Dr. Kai Maaz, der Leiter des verantwortlichen wissenschaftlichen Teams am Leibniz-Institut in einer Presseinformation, zitiert.

Wir entnehmen dem Bericht folgende Hausaufgaben für Kultusminister Christian Piwarz (CDU) und sein Ministerium:

Hausaufgabe #1: Personalschlüssel in Kitas deutlich verbessern

Die Autoren würdigen zwar die großen Anstrengungen des Kultusministeriums, mit denen sich der Personalschlüssel in den sächsischen Kitas in der Vergangenheit minimal verbessert hat. Trotzdem stellen sie fest: „Gleichwohl liegen die Personalschlüssel in Sachsen noch weit entfernt von den fachlich empfohlenen Werten. Es bedarf daher weiterer Anstrengungen zur Fachkräftesicherung – nicht zuletzt aufgrund des hohen Ersatzbedarfs infolge des absehbaren altersbedingten Ausscheidens eines großen Teils der Fachkräfte”, heißt es auf Seite 9 des Berichtes. Auf weitere Probleme des schlechten Personalschlüssels, etwa in Bezug auf die Gesundheit der ErzieherInnen, gehen die Autoren nicht ein. Dass die Qualität der Betreuung der Kinder leidet, versteht sich bei diesem miesen Personalschlüssel allerdings von selbst. Den engagierten ErzieherInnen kann man daraus allerdings keinen Vorwurf machen. Sie geben jeden Tag ihr Bestes.

Hausaufgabe #2: Bessere Ganztagsangebote

Bei den Ganztagsangeboten gibt der Bericht keine Auskunft zur Qualität. Wer allerdings, wie die Wissenschaftler im Bericht auf Seite 12, ausgehend von einer hohen Betreuungsquote darauf schließt, dass damit die Bedarfe der Eltern weitestgehend gedeckt sind, der kann auch behaupten, dass alle zufrieden sind, wenn die Supermärkte nur noch Brot anbieten. Der nächste Bildungsbericht oder noch besser die verantwortlichen Mitarbeiter im Kultusministerium sollten die Qualität der Ganztagsangebote in den Blick nehmen.

Hausaufgabe #3: Mehr Anstrengungen bei der Lehrerbildung

Beunruhigen muss alle Eltern, dass sich die Personalsituation an den Schulen nach Angaben der Forscher weiter verschärfen wird und Sachsen unter allen Ländern schon heute bei den Neueinstellungen die höchste Quote an Seiteneinsteigern aufweist (vgl. Bildungsbericht, S. 13.). Hier müssen unserer Meinung nach seitens des Kultusministeriums noch mehr Anstrengungen unternommen werden.

Hausaufgabe #4: Stärkung der Gymnasien im ländlichen Raum

Was den Übergang von der Grundschule auf das Gymnasium angeht, so zeigt sich, dass die gymnasiale Laufbahn in den Ballungszentren eine überdurchschnittlich hohe Bedeutung hat. Mit Blick auf den ganzen Freistaat stellen die Forscher allerdings fest, dass „der Anteil der sächsischen Schülerinnen und Schüler, die nach der Grundschule den direkten Weg zum Abitur an einem Gymnasium einschlagen, entgegen dem Bundestrend zwischen 2007 und 2017 von 46 auf 43 % gesunken“ ist (Bildungsbericht, S. 14). Ein Grund dafür könne nach Angaben der Forscher darin liegen, „dass das Angebot an Gymnasien vor allem im ländlichen Raum hinter den Elternwünschen zurückbleibt“ (Bildungsbericht S. 21). Wir fordern deshalb eine Stärkung der gymnasialen Bildung im ländlichen Raum.

Hausaufgabe #5: Qualifizierter Schulabschluss muss oberstes Ziel sein

Die Autoren des Bildungsberichts kommen zu dem Ergebnis, dass in Sachsen überdurchschnittlich viele Schüler ohne Bildungsabschluss die Schule verlassen. Hier muss das Kultusministerium unserer Einschätzung nach noch stärker gegensteuern (vgl. Bildungsbericht S. 15).

Fazit

Am Ende kommen die Autoren zu folgendem Schluss: „Will man den im Ländervergleich sehr guten Status‐Quo in vielen Bereichen des sächsischen Bildungssystems in den kommenden Jahren aufrechthalten und Fortschritte erzielen, gilt es daher einerseits, in den Städten für eine wachsende Anzahl an Kindern und Jugendlichen mit immer unterschiedlicheren Lernausgangslagen qualitativ hochwertige, passgenaue Bildungsangebote vorzuhalten. Andererseits sollte mit Blick auf die Gleichwertigkeit der Lebens‐ und Entwicklungschancen der Kinder und Jugendlichen verstärktes Augenmerk auf die frühkindliche und schulische Daseinsvorsorge in strukturschwachen Regionen gerichtet werden. Will man (weitere) Schrumpfungs‐ bzw. Abwanderungstendenzen vermeiden, ist einer zunehmenden Ausdünnung der Bildungsinfrastruktur im ländlichen Raum entgegenzuwirken oder auf anderem Wege die Zugänglichkeit und Qualitätssicherung früher und schulischer Bildung sicherzustellen.“ Dem ist unsererseits nichts hinzuzufügen.