Wir nehmen einen aktuellen Pressebericht aus Mittelsachsen zum Anlass, um mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch noch eimal auf das Problem des fehlenden Personals in sächsischen Kitas aufmerksam zu machen.
Konstanze Kunath-Saadi, promovierte Fachärztin für Kinderheilkunde beim Kinder- und Jugendärztlichen Dienst in Mittelsachsen, sieht die grassierende Kommunikationsarmut als einen Grund für die Zunahme von Sprachauffälligkeiten. „Hier gibt es noch viel zu tun, nicht nur in den Kitas, auch im Rahmen der Elternarbeit. Ziel muss deshalb ein kritischer Austausch zwischen Kita und Elternhaus sein und das nicht nur einmal jährlich“, wird die Kinderärztin in dem Presseartikel zitiert. Ganz klar liegt die Verantwortung für die Sprachentwicklung der Kinder in erster Linie bei den Eltern. Viele Kinder verbringen aber acht oder mehr Stunden ihres Tages in der Kita und sehen sich dann Erzieherinnen gegenüber, die einfach keine Zeit haben, ihnen ein Buch vorzulesen oder ein längeres Gespräch zu führen, weil sie sich gleichzeitig um bis zu 18 Kinder kümmern müssen. Wir wissen, dass die Erzieher gern mehr vorlesen würden, dass sie gern mehr mit den Kindern sprechen würden und dass sie auch die Eltern öfter als einmal im Jahr zu einem fundierten Gespräch in der Kita sehen würden. Doch für all das fehlt die Zeit. Wir haben in diesem Blog schon mehrmals auf das Problem hingewiesen.
Für alle Politiker in Sachsen, die immer noch nicht verstanden haben, wie wichtig ein optimaler Betreuungsschlüssel (unsere Forderung: 1:3 in der Krippe / 1:6 in der Kita) ist, noch einmal eine ganz einfache Kausalkette: Die Kinder, die in der Kita nicht richtig sprechen lernen, lernen in der Schule nicht richtig schreiben und lesen und rufen irgendwann „Lügenpresse“, weil sie nicht mehr verstehen, was in der Zeitung steht. Und wer nicht verstehen kann oder will, wie die Demokratie in diesem Land funktioniert, der geht irgendwann den Rattenfängern auf den Leim.