Katastrophaler Kita-Personalschlüssel: In der CDU beginnt das Nachdenken

24 Kinder in einer Gruppe und nur eine Erzieherin. Jan Hippold, CDU-Stadtrat und CDU-Landtagsabgeordneter, staunte am Freitagabend nicht schlecht, als er hörte, dass dieses Betreuungsverhältnis im Sinne des Sächsischen Kitagesetzes vollkommen in Ordnung geht. Zum Glück hatte Jens Kluge, der Sprecher der Graswurzelinitiative, den sächsischen Bildungsplan mit in zum CDU-Stammtisch in die Parkschänke gebracht. Denn die hohen Anforderungen, die mit diesem an die Erzieherinnen und Erzieher in den sächsischen Kitas gestellt werden, lassen sich von einer Erzieherin beziehungsweise einem Erzieher, der von 24 Kindern zwischen drei und sieben Jahren umgeben ist, nicht umsetzen. „Da geht es dann nur noch um Betreuung und nicht mehr um Bildung“, so Jens Kluge weiter.


Jan Hippold ist nach eigenem Bekunden immer wieder mit Erzieherinnen und Erziehern im Gespräch, er hat von Vertretern der Graswurzelinitiative und des Stadtelternrates Limbach-Oberfrohna auch die Postkarten der Aktion „So geht sächsisch nicht“ empfangen. Er weiß also, dass es in Sachsens Kitas einiges im Argen liegt.

In Limbach-Oberfrohna will die CDU-Stadtratsfraktion das Thema deshalb jetzt endlich angehen. Mit einem Antrag, der im Mai im Stadtrat behandelt werden soll, soll die Stadtverwaltung aufgefordert werden, im Haushalt 2018 Geld einzustellen, um den Erzieherinnen und Erziehern in den Kitas der Stadt zwei Stunden Vor- und Nachbereitungszeit zu finanzieren. Jan Hippold weiß natürlich, dass das Thema eigentlich in den sächsischen Haushalt gehört. Doch da konnte sich die CDU bei den Haushaltsverhandlungen nach seiner Darstellung nicht gegen den Juniorpartner SPD durchsetzen, der sich für eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels stark gemacht hatte. Auf Nachfrage versicherte Jan Hippold, dass er sich, so er im nächsten Landtag (ab Sommer 2019) vertreten sein wird, dafür einsetzen will, dass im dann zu beschließenden sächsischen Haushalt Geld für zwei Stunden Vor- und Nachbereitungszeit pro Woche und ErzieherIn eingestellt wird.

So sehr wie wir uns darüber freuen würden, wenn die Stadt den ErzieherInnen zwei Stunden für Vor- und Nachbereitungszeit pro Woche finanzieren würde, wissen wir doch um den klammen städtischen Haushalt (an dem die sächsische CDU wiederum nicht ganz unschuldig ist). Deshalb gehört das Thema ganz klar in den sächsischen Haushalt. Denn wenn der CDU in der Stadt die Erzieherinnen und Erzieher wirklich wichtig wären, dann hätten die Verantwortlichen die Bedingungen schon verbessern können, als sie den Oberbürgermeister stellten und im Stadtrat über die notwendige absolute Mehrheit verfügten. „Was in der Vergangenheit war, lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Schwamm drüber“, meinte Jan Hippold dazu nur lapidar. Ganz so leicht lässt sich die Verantwortung der sächsischen CDU für die Zustände in den Kitas im Land und die Verantwortung der CDU-Stadtratsfraktion für die Personalsituation in den Kitas der Stadt freilich nicht vom Tisch wischen. Wir meinen, dass das auf jeden Fall noch einmal Thema in der Stadt beziehungsweise im Freistaat werden muss.

Zugute halten muss man der CDU-Stadtratsfraktion, dass sie ein aktuelles Thema auf die Tagesordnung gesetzt hat, das den Erzieherinnen und Erziehern in der Stadt wirklich unter den Nägeln brennt. Das zeigt die hohe Beteiligung aus den Kitas und die angeregte Diskussion. Schade nur, dass so wenige Eltern der Einladung der CDU folgten. Deren Meinung zum Thema spielte an diesem Abend leider nur eine untergeordnete Rolle.

Der Stadtelternrat bleibt auch nach diesem Abend bei seiner Forderung, dass es endlich zu einer deutlichen Verbesserung des Personalschlüssels kommen muss. Denn dass sich eine Erzieherin um 24 Kinder kümmert, erschreckt nicht nur Jan Hippold.