Mehr Demokratie in Kita und Schule wagen

img_0878Mehr als 20 Erzieherinnen, Lehrerinnen sowie ElternvertreterInnen haben am Donnerstag im Esche-Museum unsere beiden Workshops zum Aufbau von Kinder- und Klassenräten in Schulen und Kitas besucht. Diese wiederum sollen eines Tages die Grundlage für eine effektive Kinder- und Jugendvertretung in der Stadt bilden. Der Workshop machte deutlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Zum einen gibt es in den Kitas und Schulen schon allerhand Initiativen, um die Mädchen und Jungen für demokratische Prozesse zu gewinnen. Zum anderen wurde deutlich, dass es wichtig ist, die Kinder möglichst frühzeitig an das Thema heranzuführen. Die im Vorfeld des Workshops von manchen Eltern geäußerte Befürchtung, die Kinder könnten damit überfordert sein, zu lernen, wie Demokratie funktioniert, wurde dagegen weder von den Referentin noch von den Erzieherinnen und Lehrerinnen bestätigt. „Natürlich stellen Kinder, die in der Kita oder Schule demokratische Prozesse kennengelernt haben, dann unter Umständen auch zu Hause andere Anforderungen. Doch davor müssen Eltern keine Angst haben, denn es geht nicht darum, alles gleich zu machen. Die Kinder kennen die Unterschiede, die in Sachen Erziehung zwischen Elternhaus und Schule bzw. Kita gelten, genauso wie sie die Unterschiede kennen, die bei diesem Thema zwischen Eltern und Großeltern gelten“, sagte Silke Klewe. Der Stadtelternrat Limbach-Oberfrohna konnte mit finanzieller Unterstützung des Landkreises Zwickau die Pädagogin, die schon in verschiedenen Kitas und Schulen demokratische Strukturen eingeführt hat, als Referentin für diesen Tag gewinnen.

Welche Ergebnisse hat der Tag gebracht?

1. In den Kitas und Schulen in Limbach-Oberfrohna gibt es schon Bemühungen, die Mädchen und Jungen mit demokratischen Prozessen vertraut zu machen. Diese Bemühungen sind ausbaufähig.

2. Es fehlt sowohl Kitas als auch Schulen an Personal und Zeit, noch mehr für die demokratische Bildung der Mädchen und Jungen zu tun.

3. Die Etablierung demokratischer Prozesse in Schulen und Kitas ist dringend notwendig. Die Erzieherin aus einem Hort brachte es auf die einfache Formel: „Die Kinder reden immer weniger miteinander und schlagen viel öfter zu.“ Mit den Streitschlichtern, die es an immer mehr Schulen gibt, werden dagegen gute Erfahrungen gemacht.

4. Es ist notwendig, dass die Kinder möglichst früh demokratische Prozesse kennenlernen und dabei auch merken, dass sie von den Erwachsenen mit ihren Anliegen ernst genommen werden und sie dabei also auch Selbstwirksamkeit erleben. „Wenn ich erst in der Oberschule mit Schülerräten anfange, ist dies zu spät, da die Schüler bis dahin schon oft genug die Erfahrung gemacht haben, dass sie nicht gehört werden. In diesem Fall ziehen sie sich in Subkulturen zurück“, sagte Silke Klewe.

5. Um einen nachhaltigen Erfolg zu erreichen, ist es notwendig, dass die Kinder die demokratischen Prozesse und die Möglichkeit der Teilhabe in ihrer gesamten Bildungskarriere von der Kita bis ins Erwachsenenleben erfahren.

Welche Möglichkeiten zum Erlernen demokratischer Prozesse in Kitas und Schulen gibt es?
Silke Klewe stellte den Teilnehmern das Modell eines Kinder- bzw. Klassenrates vor.

Welche Argumente gibt es für dieses Modell?

1. Die Aussicht, sich stärker in einen Klassenrat einbringen zu können, motiviert die ganze Klasse zum Lernen.

2. Im Klassenrat gestalten die Schülerinnen und Schüler einer Klasse ihr Zusammenleben. Was sonst in jeder Klasse nebenbei abläuft, findet im Klassenrat seinen festen Platz.

3. Der Klassenrat führt zu einem bewussteren Zusammenleben, fördert die Gemeinschaft der Klasse und schafft ein positives Lernklima.

4. Im Klassenrat trainieren die Schülerinnen und Schüler ihre Kommunikationsfähigkeiten und erwerben Sozialkompetenzen (Aktiv zuhören. Frei vor anderen sprechen. Fair miteinander diskutieren. Sich eine eigene Meinung bilden und sie vertreten. Verantwortung für sich und andere übernehmen. Perspektiven wechseln. Aufgaben gerecht werden. Demokratische Entscheidungen mittragen.)

5. So lernen die Schülerinnen und Schüler im Klassenrat für ihr ganzes Leben.

6. Im Klassenrat üben die Schülerinnen und Schüler von klein auf, demokratisch zu handeln: In der Gruppe diskutieren sie ihre Anliegen und lösen Probleme, akzeptieren Mehrheitsmeinungen und achten Minderheiten.  Sie erleben, wie Diskussions- und Entscheidungsprozesse funktionieren. So lernen die Schülerinnen und Schüler im geschützten Rahmen des Klassenrats, selbst Demokratie zu gestalten.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Erzieherinnen, Lehrerinnen und ElternvertreterInnen nehmen den Input des Workshops jetzt in ihre jeweiligen Einrichtungen mit und werden im Team sowie mit den Elternvertretungen besprechen, welche Aspekte des Kinder- und Klassenrates umgesetzt werden können. Haben sich die ersten tragfähigen Strukturen entwickelt, wird der Stadtelternrat Limbach-Oberfrohna das Gespräch mit der Stadtverwaltung suchen, um zu klären, inwieweit diese Strukturen auch für die Festigung der demokratischen Prozesse in der Stadt genutzt werden können.

Sie haben Fragen und Anmerkungen zum Thema?

Dann freuen wir uns auf Ihre Mail unter frage@stelli.org.