Bleibt die sächsische CDU nach der Landtagswahl im August in der Regierungsverantwortung, wird der misserable Betreuungsschlüssel in Sachsens Kindertagesstätten nicht verbessert. Das geht aus dem gestern in Dresden vorgestellten Doppelhaushalt hervor.
Bei Sachsens Eltern sorgt diese Ankündigung für Kopschütteln. Rico Gebhardt, Fraktionschef der Linken im sächsischen Landtag, bringt es auf den Punkt: „Auf dem Papier haben wir Gruppengrößen von 13 Kindern, was eigentlich schon zu viel ist. Tatsächlich sind es – da Urlaub, Fortbildung usw. nicht mitgerechnet wird – oft genug 19 Kinder, mit denen eine Erzieherin den Tag verbringt. Das hält kein Mensch auf Dauer ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen aus, vor allem dann nicht, wenn man wie die engagierten sächsischen Erzieherinnen und Erzieher jedes Kind individuell fördern möchte bzw. sogar nach dem Gesetz dazu verpflichtet ist. Um es in der Sprache des Sports zu sagen: Sachsen steht bei der frühkindlichen Bildung auf einem Abstiegsplatz – wir wollen Sachsens Kitas aber bundesweit in eine Spitzenposition bringen. Das schaffen wir auch, wenn die Richtlinienkompetenz der Staatskanzlei und das Finanzministerium nicht mehr in der Hand der CDU sind!“
Auch Antje Hermenau, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im sächsischen Landtag, zeigte sich darüber enttäuscht, dass zu keiner Erhöhung des Personalschlüssels kommt. „Wenn wir eine bessere frühkindliche Bildung in Sachsen haben wollen, müssen wir endlich den Personalschlüssel verbessern. Ein Anheben des Betreuungsschlüssels auf 1:5 in den Krippen und 1:12 in den Kitas würde jährlich weitere knapp 90 Millionen Euro kosten“, sagt sie Antje Hermenau. Angesichts der Sammelpetition mit rund 77.000 Unterschriften zur Verbesserung des Betreuungsschlüssels müsse die Staatsregierung endlich tätig werden.
Freilich: 90 Millionen Euro für mehr Personal sind ein dicker Batzen Geld, der womöglich an derer Stelle fehlt. Allerdings sprudeln auch in Sachsen aufgrund der guten wirtschaftlichen Entwicklung die Steuereinnahmen.
Und zum Vergleich: Sachsens Steuerzahler haben für das auch von der CDU in Sachsen mit zu verantwortenden Desaster der sächsischen Landesbank bisher eine Milliarde Euro gezahlt.
Bleibt nur die Frage, wie lange Sachsens Eltern und Erzieher bei diesem “ Sparkurs, alleim um des Sparens willen“ noch so schön still halten, wie es Uwe Kuhr heute in seinem „Freie Presse“-Kommentar „Über Köpfe hinweg“ formuliert.
Nachtrag: Dass es der CDU in der Tat nur noch um das bedingungslose Sparen geht, zeigt die Stellungnahme von Sachsens CDU-Fraktionschef Steffen Flath. Darin heißt es, Sachsen habe gute Chancen, „Deutscher Meister zu werden“. Dass dies auf Kosten der Lebensqualität alle Sachsen, der Sicherheit, der Karrierechancen sächsischer Schüler und der Gesundheit der sächsischen Erzieher und Lehrer geht, scheint niemanden mehr zu interessieren.