Die Stadtratsdebatte zur Wolkenburger Kita

In einer emotionalen Stadtratssitzung ging es gestern Abend im Esche-Museum auch um die Probleme rund um die Kita in Wolkenburg. Zahlreiche Eltern verfolgten die Debatte von den Zuschauerplätzen. Bemerkenswert: OB Jesko Vogel (Freie Wähler) ließ auch während der Stadtratssitzung Zwischenrufe und Fragen von Besuchern zu, ein Umstand, der unter Alt-OB Rickauer undenkbar gewesen wäre, sich in diesem Fall aber als richtige Strategie erwies, schließlich gelang es so, den Unmut der Eltern zu kanalisieren.

Nach unserer Einschätzung ging die Stadtverwaltung ausgesprochen gut vorbereitet in die Debatte. Ein extra eingeschalteter Anwalt informierte die Stadträte und die anwesenden Eltern im Detail über die Probleme zwischen Trägerverein und Stadtverwaltung. Im Kern geht es dabei um vier Dinge:

  1. Die Stadtverwaltung vermutet Fehler in der Betriebskostenabrechnung, die der Trägerverein nach Darstellung der Stadtverwaltung bisher nicht ausräumen konnte.
  2. Es fehlt für drei in der Kita beschäftigte Mitarbeiter nach Darstellung der Stadtverwaltung der für Erzieher notwendige Qualifizierungsnachweis.
  3. Es wurde der Bauwagen der Waldgruppe nicht nur als Notunterkunft, sondern von den Kindern auch zum Schlafen und Essen genutzt.
  4. Es ist aufgrund eines vorzeitigen Beginns einer Baumaßnahme nach Darstellung der Stadtverwaltung Fördergeld verschenkt worden.

Vor der eigentlichen Stadtratssitzung nutzte ein Elternratsmitglied die Gelegenheit, den Einsatz von fünf Mediatoren vorzuschlagen, um den Streit zwischen Stadtverwaltung und Trägerverein zu entwirren. Jesko Vogel verwies darauf, dass es im Vorfeld der Stadtratssitzung ausreichend Möglichkeiten zum Dialog gegeben habe. Außer Frage stand für ihn und einige Stadträte das hohe Engagement der Eltern in Wolkenburg. Aber: “Gut gedacht ist nicht immer auch gut gemacht.”

Am Ende votierten 21 der 25 anwesenden Stadträte dafür, den Betriebsführungsvertrag mit dem Trägerverein ordnungsgemäß zum Ende des Monats zu kündigen. Aufgrund der sechsmonatigen Kündigungsfrist wird der Trägerverein den Betrieb der Kita bis Ende August fortführen. In der Zwischenzeit wird die Stadtverwaltung den Betrieb der Kita neu ausschreiben, freie Träger sind dann aufgerufen, sich um den Betrieb zu bewerben. Die Wolkenburger Eltern äußerten in der Stadtratssitzung deutlich ihre Befürchtung, dass die Kita der Bona Vita, die als stadteigene Tochter bereits mehrere Kitas betreibt, “zugeschoben” werden soll. OB Jesko Vogel widersprach dieser Befürchtung ausdrücklich. Er ermutigte die Mitglieder des Wolkenburger Trägervereins, sich in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ihren eigenen Verein genauer anzuschauen und sich anschließend um den Betrieb der Kita erneut zu bewerben. “Sie haben gute Chancen, sich erneut erfolgreich zu bewerben. Für uns ist es das einfachste, wenn sie die Kita ab 1. September weiterbetreiben”, sagte Jesko Vogel in Richtung der anwesenden Eltern.