Neue Studie: Kindheit prägt das Finanzverhalten bis ins Alter

geldstueck vornEltern üben indirekt Einfluss darauf aus, wie ihre Kinder später mit Geld und Finanzprodukten umgehen. Das belegt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Die Schule kann ein kompetentes Finanzverhalten fördern. In Sachsen wird die ökonomische Bildung in den Grundschulen derzeit intensiviert.

Schule und Eltern haben großen Einfluss auf Finanzbildung

„Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“ Wer solche und ähnliche Weisheiten zum Umgang mit Geld und Finanzprodukten schon als Kind von seinen Eltern lernt, trifft auch als Erwachsener oft bessere Finanzentscheidungen. Das belegt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Viele Menschen wissen nicht, wie sie ihr Vermögen möglichst gewinnbringend anlegen oder einen günstigen Kredit bekommen können. „Finanzielle Bildung, zum Beispiel in Form von speziellen Finanztrainings, kann zwar helfen, das Finanzverhalten Erwachsener zu verbessern. Es gibt aber noch andere Einflussfaktoren, die bisher weniger untersucht wurden“, meint Lukas Menkhoff, Finanzexperte am DIW Berlin. Gemeinsam mit der DIW-Ökonomin Antonia Grohmann hat er untersucht, welchen Einfluss der familiäre Hintergrund und andere Kindheitserfahrungen auf die Finanzbildung haben. „Die Ergebnisse unserer Fallstudie zeigen, dass die Erziehung der Eltern, aber auch die Schule die Finanzbildung und damit auch das Verhalten entscheidend beeinflussen“, sagen die Studienautoren. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand sein Geldvermögen über mehrere Anlageformen streut, um 13 Prozent höher, wenn diese Person Wirtschaft als Schulfach hatte. Menschen mit einer qualitativ besseren Schulbildung haben sogar ein um durchschnittlich 23 Prozent breiter gestreutes Finanzportfolio.

Die Erziehung der Eltern wirkt direkt auf die finanzielle Bildung

Die Forscher konnten zeigen, dass die finanzielle Erziehung der Eltern und Kindheitserfahrungen mit Geld direkt mit finanzieller Bildung zusammenhängen. Die Qualität der Schulbildung und Wirtschaft als Schulfach wirken indes nur mittelbar auf die Finanzbildung, indem sie die Rechenfertigkeiten verbessern. „Ein gutes Verständnis für Zahlen und eine Affinität zum Rechnen fördern natürlich die finanzielle Bildung und damit letztlich auch gutes Finanzverhalten“, erläutert Antonia Grohmann diese Ergebnisse. „Aber die Erziehung ist mindestens genauso wichtig.“ Interessanterweise hat der Bildungshintergrund der Eltern der DIW-Studie zufolge keinen Einfluss auf das spätere Finanzverhalten der Kinder.

Eltern sollten für eine gute Finanzerziehung sensibilisiert werden

Die Forscher sprechen sich für ein Finanztraining im Schulunterricht aus – auch um die allgemeinen Rechenfertigkeiten zu stärken. „Außerdem müssen Eltern viel stärker dafür sensibilisiert werden, wie wichtig eine gute Erziehung in Finanzangelegenheiten ist. Kinder regelmäßig zum Sparen und Budgetieren anzuhalten, kann schon viel bewirken“, sagt Menkhoff.

Ökonomische Bildung an Sachsens Grundschulen wird intensiviert

An Sachsens Grund- und Förderschulen steht den Lehrern seit dem Frühjahr ein 168 Seiten starker Ordner zur Verfügung, mit dem das Themenfeld Geld und Wirtschaft kindgerecht und mit vielen praxisnahen Beispielen vermittelt werden soll. Die Lernmaterialien gehen nach Angaben des Sächsischen Kultusministeriums von den wirtschaftlichen Alltagserfahrungen der Kinder aus, die schon früh mit Werbung konfrontiert werden, eigene Wünsche entwickeln und Taschengeld bekommen. In dem Ordner befinden sich Kopiervorlagen und Arbeitsblätter, mit denen die Kinder spielerisch den Wert des Geldes kennen lernen. Zudem wird ihnen der Unterschied zwischen „brauchen“ und „haben wollen“ vermittelt. „In der Grundschule legen wir das Fundament für ein gesundes ökonomisches Verständnis. Nur so werden unsere Kinder zu mündigen und verantwortungsvollen Verbrauchern, die eben nicht durch Handyverträge und Konsumkredite in die Schuldenfalle geraten“, sagt Sachsens Kultusministerin Brunhild Kurth.  Mit gezielten Fortbildungen sollen die Lehrkräfte auf die Materialien aufmerksam gemacht und bei ihrer Nutzung unterstützt werden. Gleichzeitig betonte die Ministerin, dass die Verantwortung der ökonomischen Bildung nicht allein bei der Schule liegt, „sondern zu einem großen Teil auch durch das Elternhaus geprägt wird. Eltern sind und bleiben die wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder, sie leben den Umgang mit Geld und die Einstellung zur Arbeit vor. Die Kinder nehmen sich daran ein Beispiel.“ Daher sei es wichtig, dass Eltern und Lehrer an einem Strang ziehen.

Weitere Informationen zur Studie des DIW gibt es unter diesem Link.

Ein ausführlicher Bericht zur ökonomischen Bildung in Sachsens Schulen findet sich unter dem Titel „Wohin mit dem Taschengeld?“ in der aktuellen Ausgabe des Magazins „familie“.